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In der Welt des Tradings gibt es Momente, in denen nicht die Richtung des Marktes entscheidend ist, sondern die Frage, wie man mit Unsicherheit umgeht. Genau hier setzt Hedging an – nicht als Notlösung, sondern als Ausdruck strategischer Reife. Diese Broschüre richtet sich an Trader, die mit der Elliott-Wellen-Methode arbeiten und erkannt haben, dass selbst die beste Analyse Raum für Alternativen lassen muss.
Wer nach der Elliott-Wellen-Theorie handelt, bewegt sich nicht im Feld mechanischer Handelssysteme, sondern in einem lebendigen, fraktalen Modell, das Denken in Szenarien verlangt. Ein Impuls kann sich als Korrektur entpuppen, eine vermeintliche B-Welle als Start eines neuen Trends. Der Markt ist nicht linear, sondern vieldeutig. Genau diese Vieldeutigkeit erfordert ein Instrument, das es erlaubt, offen für verschiedene Entwicklungen zu bleiben, ohne die Kontrolle zu verlieren. Dieses Instrument ist das Hedging.
Hedging ist mehr als das Absichern einer Position. Es ist die Kunst, sich innerhalb eines Wahrscheinlichkeitsraums strategisch zu positionieren, ohne voreilig festgelegt zu sein. Es erlaubt, Positionen zu schützen, ohne sie aufzugeben; an Bewegungen teilzunehmen, ohne sich ihnen vollständig auszuliefern. Für Elliott-Wellen-Trader wird es damit zu einem natürlichen Bestandteil professioneller Handelsführung.
Diese Broschüre soll dir nicht nur erklären, was Hedging ist, sondern dir zeigen, wie du es in konkreten Marktsituationen praktisch einsetzt. Dabei gehen wir über das Allgemeinwissen hinaus: Du bekommst klare, strukturierte Entscheidungsprozesse an die Hand, realistische Beispielszenarien aus dem NASDAQ, eine Gegenüberstellung von Hedge- und Stopp-Strategien und vor allem eins: die Werkzeuge, um in unsicheren Phasen souverän zu handeln.
Wenn du das Hedging verinnerlichst, wirst du erkennen, dass es kein Zeichen von Zweifel ist, sondern von Klarheit. Es bedeutet, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, auch wenn die Zukunft nicht eindeutig ist. In diesem Sinne ist Hedging ein Ausdruck geistiger und strategischer Freiheit – und damit ein Schlüsselinstrument für alle, die die Märkte nicht kontrollieren wollen, sondern mit ihnen tanzen.
Diese Broschüre ist für dich, wenn du…
Lass uns gemeinsam in die Tiefen dieser Kunstform eintauchen. Du wirst lernen, warum ein Hedge manchmal besser ist als ein Stopp, wie du ihn konstruierst, verwaltest und auflöst – und wie du in der Sprache der Wellen mit beiden Beinen auf dem Boden bleibst, während du innerlich frei bleibst.
Hedging bezeichnet im Trading die absichernde Gegenposition zu einer bestehenden oder beabsichtigten Handelsposition, mit dem Ziel, potenzielle Verluste in unsicheren Marktphasen zu begrenzen, ohne die ursprüngliche Marktmeinung aufgeben zu müssen. Während ein klassischer Stopp-Loss die Position glattstellt, erlaubt ein Hedge, im Markt zu bleiben – nur eben auf eine neutralisierte Weise.
Ein Hedge ist also keine Richtungswette, sondern eine temporäre Neutralisierung des Netto-Exposures, die genutzt wird, um auf einen unklaren oder mehrdeutigen Wellenverlauf zu reagieren. Im Idealfall handelt es sich um eine aktive, bewusste Zwischenlösung, die Raum für Reaktion lässt.
Ein Trader, der long positioniert ist und ein Korrekturpotenzial erkennt, kann einen Short-Hedge aufbauen, um das zwischenzeitliche Abwärtspotenzial auszubalancieren. Umgekehrt kann ein Trader, der short ist, durch einen Long-Hedge einen potenziellen Rebound oder eine B-Welle neutralisieren. Wichtig ist dabei: Der Hedge ersetzt nicht die Analyse, sondern begleitet sie taktisch.
Hedging ist besonders dann relevant, wenn:
Ein Stopp-Loss ist ein reaktives Sicherheitsinstrument: Er greift erst, wenn der Markt gegen dich läuft. Der Verlust wird realisiert, du bist aus dem Markt raus.
Ein Hedge hingegen ist ein aktives Steuerungsinstrument: Du bleibst im Spiel, aber in einer Position, die dein Risiko reduziert oder neutralisiert. Statt einem harten Exit ermöglicht dir der Hedge eine flexible, adaptierbare Zwischenlösung.
Merkmal | Stopp-Loss | Hedge |
---|---|---|
Ziel | Verlustbegrenzung durch Exit | Verlustvermeidung durch Gegenposition |
Zeitpunkt | Bei Marktbewegung gegen die Position | Vor oder bei erwarteter Volatilität |
Status nach Ausführung | Position geschlossen | Position bleibt bestehen + Gegenposition |
Handlungsspielraum | Gering | Hoch |
Realisierung von Verlust | Ja | Nicht zwingend |
Die richtige Wahl zwischen Stopp oder Hedge hängt davon ab, wie sicher du dir deiner Analyse bist, wie volatil der Markt ist und wie aktiv du deine Position verwalten willst. Beide Werkzeuge haben ihre Berechtigung – aber sie beruhen auf völlig unterschiedlichen Denkweisen. Der Stopp folgt der Idee „Lieber raus als tiefer rein“. Der Hedge sagt: „Ich bleibe drin, aber mit Sicherheitsnetz.“
Hedging ist nicht gleich Hedging. Je nach Marktphase, Strategie, Zeithorizont und Instrumentenwahl unterscheidet man verschiedene Arten von Absicherungen. Ein professioneller Trader wählt die passende Form des Hedges nicht nach Gefühl, sondern nach Struktur und Zielsetzung. Im Folgenden werden die vier wichtigsten Formen des Hedging erklärt: direkt, korrelativ, strukturell und zeitlich.
Beim direkten Hedging wird eine Gegenposition im selben Markt eingenommen.
Beispiel: Ein Trader ist long im NASDAQ auf Tagesbasis. Er erkennt im Stundenchart ein korrektives Muster und geht dort short, um den Drawdown über die Zeitachse zu neutralisieren.
Merkmale:
Vorteile:
Nachteile:
Hier wird die Gegenposition in einem korrelierten, aber nicht identischen Markt eingegangen. Das ist besonders hilfreich, wenn bestimmte Sektoren rotieren oder unterschiedliche Assetklassen auf fundamentale Faktoren unterschiedlich reagieren.
Beispiel: Long im NASDAQ, Short im S&P 500 oder im Dow Jones. Oder: Short im EUR/USD, Long in Gold.
Merkmale:
Vorteile:
Nachteile:
Diese Form nutzt Derivate oder Optionen, um Positionsrisiken abzudecken oder auszubalancieren. Sie eignet sich vor allem für größere Depots, institutionelles Trading oder komplexe Marktphasen.
Beispiel: Absicherung einer Long-Position durch den Kauf von Puts, Aufbau eines synthetischen Straddles bei hoher Unsicherheit.
Merkmale:
Vorteile:
Nachteile:
Hier geht es um eine zeitlich klar begrenzte Absicherung, z. B. für die Dauer einer unsicheren Elliott-Wellenphase (etwa einer möglichen B-Welle oder eines Ending Diagonal).
Beispiel: Long-Position bleibt bestehen, während kurzfristig ein Hedge für die Dauer einer potenziellen C-Welle eingezogen wird.
Merkmale:
Vorteile:
Nachteile:
Ein Hedge ist nur dann ein Hedge, wenn er zum Kontext passt. Jeder dieser vier Typen hat seine Berechtigung – entscheidend ist, dass du bewusst auswählst, welche Art von Risiko du gerade kompensieren willst, und wie lange du den Hedge aufrechterhalten willst. Für Elliott-Wellen-Trader ist das zeitlich begrenzte, direkte Hedging in Übergangsphasen besonders relevant – und genau das werden wir im weiteren Verlauf dieser Broschüre noch intensiv beleuchten.
Ein Hedge ist kein Selbstzweck und sollte niemals aus reiner Unsicherheit oder Angst vor Verlusten heraus gesetzt werden. Vielmehr ist er ein strategisches Instrument, das gezielt und bewusst eingesetzt wird, wenn eine Marktphase von erhöhter Mehrdeutigkeit geprägt ist. Besonders im Elliott-Wellen-Trading sind solche Phasen nicht nur unvermeidlich, sondern ein integraler Bestandteil der Methode.
Ein klassischer Anwendungsfall ist eine Situation, in der zwei Alternativszenarien nahezu gleich wahrscheinlich sind. Zum Beispiel:
In solchen Momenten hilft ein Hedge dabei, beide Szenarien aktiv zu begleiten, ohne voreilig eine Position aufzugeben oder sich festzulegen.
Ein Hedge kann auch dann sinnvoll sein, wenn sich der Markt an einem Schlüsselniveau befindet:
Wenn du dort bereits positioniert bist, aber nicht sicher, ob es zum Durchbruch oder Abpraller kommt, kann ein Hedge die Situation entspannen.
In Phasen hoher Volatilität (z. B. rund um Notenbanksitzungen, Quartalszahlen oder geopolitischen Ereignissen) kann es sinnvoll sein, den Markt nicht zu verlassen, sondern das Risiko aktiv zu managen. Ein Hedge hilft dir, nicht aus der Position gefegt zu werden, sondern sie durch die Schwankungen hindurch zu begleiten.
Du bist z. B. long im Rahmen einer übergeordneten Welle 3. Jetzt erkennst du kurzfristig eine korrektive Welle 4, die sich andeutet. Ein temporärer Short-Hedge erlaubt es dir, die Gewinne aus der Welle 3 abzusichern, ohne die gesamte Long-Position zu liquidieren.
Gerade bei großem Volumen kann ein kompletter Ausstieg hohe Kosten verursachen oder Signale an den Markt senden. Hier bietet sich ein Teilhedge an: Ein Teil bleibt investiert, ein anderer wird neutralisiert – besonders nützlich für institutionelle oder semi-professionelle Trader.
Ein Hedge ist immer dann sinnvoll, wenn:
Hedging ist ein Ausdruck von Reife: Es bedeutet, nicht auf die eine Wahrheit zu setzen, sondern zwischen mehreren Möglichkeiten souverän zu navigieren. Und genau darin liegt die wahre Stärke eines Elliott-Wellen-Traders.
Hedging und Stopp-Loss sind beides Instrumente des Risikomanagements – aber sie beruhen auf völlig unterschiedlichen Denkmodellen. Der Stopp-Loss ist defensiv: Er zieht eine klare Grenze. Das Hedging hingegen ist strategisch: Es schafft Spielraum. In der folgenden Gegenüberstellung wird deutlich, dass beide Konzepte nicht konkurrieren, sondern sich ergänzen können – sofern man sie bewusst einsetzt.
Aspekt | Stopp-Loss | Hedge |
---|---|---|
Grundhaltung | „Ich will raus, wenn ich falsch liege.“ | „Ich will absichern, wenn ich nicht sicher bin.“ |
Denkweise | Reaktiv, klar, binär | Proaktiv, taktisch, mehrdimensional |
Zielsetzung | Verlustbegrenzung durch Positionsauflösung | Verlustvermeidung durch Gegenposition |
Marktverhalten | Du gehst bei Unsicherheit aus dem Markt | Du bleibst im Markt, aber auf neutralisiertem Terrain |
Kriterium | Stopp-Loss | Hedge |
---|---|---|
Instrument | Order im selben Instrument | Gegenposition (ggf. anderes Instrument) |
Komplexität | Niedrig | Hoch bis sehr hoch |
Kapitaleinsatz | Nur eine Seite belegt Kapital | Zwei Positionen erfordern doppelten Einsatz |
Flexibilität | Keine: Position ist beendet | Hoch: Position bleibt, Handlung bleibt offen |
Timing-Bedeutung | Hoch (zu früh/spät = Verlust) | Sehr hoch (falscher Hedge = „Doppelverlust“) |
Emotionale Komponente | Stopp-Loss | Hedge |
---|---|---|
Frustpotential | Hoch: Fehlausstieg bei Fakeouts | Geringer: du bleibst im Spiel |
Kontrollgefühl | Gering: Der Markt entscheidet | Hoch: Du steuerst aktiv |
Entscheidungsdruck | Hoch: Nur ein Versuch | Niedriger: Du bleibst flexibel |
Erfahrene Trader nutzen beides in Kombination:
So schaffst du:
Ein Stopp-Loss ist ein scharfes Schwert – schnell, klar, unwiderruflich. Er passt, wenn du deiner Analyse vertraust und einen Punkt der Invalidierung definieren kannst.
Ein Hedge ist ein Schweizer Taschenmesser: vielseitig, komplex, situationsabhängig. Er ist dann geeignet, wenn du in Szenarien denkst, Alternative mitdenken willst und nicht bereit bist, sofort aus dem Spiel zu gehen.
In der Welt der Elliott-Wellen, in der Mehrdeutigkeit zur Methode dazugehört, ist das Hedging ein natürlicher Bestandteil der Strategie – während der Stopp-Loss eine wertvolle Sicherheitslinie bildet, wenn die Struktur bricht.
Beide zusammen machen aus einem Trader einen Navigator durch Unsicherheit. Und das ist die wahre Profession.
Die Elliott-Wellen-Theorie basiert auf dem Grundgedanken, dass sich die Finanzmärkte in einem fraktalen Rhythmus aus Impuls- und Korrekturwellen bewegen. Dabei entstehen nicht nur klare Trends, sondern auch Phasen erhöhter Mehrdeutigkeit, in denen mehrere Strukturszenarien gleichwertig nebeneinanderstehen. Genau an diesen Stellen wird das Hedging zu einem essenziellen Werkzeug, um zwischen Szenarien flexibel zu navigieren, ohne die Marktpräsenz aufzugeben.
Ein Hedge wird im Wellenkontext nicht als statisches Schutzinstrument eingesetzt, sondern als taktisches Element innerhalb einer dynamischen Strukturbeobachtung. Es erlaubt dem Trader, in der Struktur zu bleiben und dennoch Risiken zu begrenzen, wenn die Lage „offen“ ist.
Wer Elliott-Wellen handelt, denkt nicht in starren Setups, sondern in Alternativpfaden:
In all diesen Fällen ergibt sich das Problem: Du weißt, dass etwas kommt, aber nicht sicher, welcher Weg sich durchsetzt.
Ein Hedge hilft hier, die Zeitbrücke zwischen den Szenarien zu überqueren.
Wellenphase | Hedging-Eignung | Begründung |
---|---|---|
Welle 1 | Gering | Unbestätigt, oft unklarer Charakter, Risiko zu hoch |
Welle 2 | Hoch | Tiefe Korrektur, oft Gegenbewegung zum Haupttrend |
Welle 3 | Gering | Starker Impuls, wenig Unsicherheit |
Welle 4 | Hoch | Korrektiv, uneinheitlich, oft Triangle oder Flat |
Welle 5 | Mittel | Mögliche Endformation, aber oft stark |
Korrektur A-B-C | Sehr hoch | Komplexe Varianten (Zigzag, Flat, Kombinationen), viele Fehlsignale |
Gerade in Welle B oder im Spannungsfeld zwischen Welle A und C bietet sich Hedging an, um Fehldeutungen zu entschärfen.
Die Kunst des Elliott-Traders besteht darin, Alternativen nicht zu bekämpfen, sondern zu begleiten. Das Hedging erlaubt es dir, z. B. gleichzeitig Long zu bleiben, wenn die C-Welle ausbleibt, und dennoch Short zu sein, falls sie einsetzt.
Beispiel:
Elliott-Wellen sind eine Sprache der Wahrscheinlichkeit, nicht der Gewissheit. Ein Hedge im Wellenkontext bedeutet:
Wer Elliott-Wellen ganzheitlich versteht, sieht im Hedge nicht den Plan B, sondern einen Teil des Plans A, der die Mehrdeutigkeit des Marktes von vornherein mitdenkt.
Im nächsten Kapitel schauen wir uns typische Hedging-Situationen entlang der einzelnen Wellenphasen noch konkreter an.
Nicht jede Wellenphase verlangt nach Absicherung. Doch es gibt bestimmte Abschnitte im Elliott-Wellen-Modell, in denen ein Hedge nicht nur sinnvoll, sondern oft entscheidend für den Erhalt von Kapital, Struktur und Gelassenheit ist. In diesem Kapitel zeige ich dir anhand konkreter Wellenphasen, wann Hedging besonders angezeigt ist, wie es funktioniert und welche Fehler es zu vermeiden gilt.
Situation: Du bist long nach Abschluss von Welle 1. Jetzt beginnt eine meist tiefgreifende Korrektur.
Herausforderung: Welle 2 kann bis zu 99 % retracen, ist oft emotional heftig, lässt aber die Impulsstruktur intakt.
Hedge-Strategie:
Tipp: Hedge-Aufbau idealerweise nach der 61,8 %-Marke im Abverkauf, Absicherung gegen mögliche Spike-C-Tiefs
Situation: Du bist long aus Welle 3, der Markt flacht ab.
Herausforderung: Welle 4 kann als Flat, Triangle oder Kombination auftreten – mit hoher Unsicherheit und Seitwärtscharakter.
Hedge-Strategie:
Tipp: Hedge nie zu früh aufbauen – erst bei Strukturbruch auf kleineren Zeiteinheiten oder klarer Divergenz
Situation: Der Markt erholt sich nach Welle A, du denkst „die Korrektur ist vorbei“.
Herausforderung: B-Wellen sind oft trügerisch stark, gehen manchmal über den Startpunkt von A hinaus (Expanded Flat!) und kehren dann brutal um.
Hedge-Strategie:
Tipp: Den Hedge eng absichern. Wenn der Markt durchzieht, wird er ausgestoppt. Wenn nicht, rettet er dich vor der C-Welle.
Situation: Du bist long, aber erkennst, dass du in einer B-Welle getäuscht wurdest.
Herausforderung: Welle C fällt oft schnell und impulsiv. Deine Long-Position droht tief ins Minus zu laufen.
Hedge-Strategie:
Tipp: Reagieren statt klammern. Wenn der Markt Struktur zeigt, muss der Hedge schnell und effizient sein.
Situation: Du bist long in einer starken letzten Impulswelle
Herausforderung: Du willst Gewinne nicht zu früh mitnehmen, aber auch nicht von einem finalen Rückschlag überrascht werden
Hedge-Strategie:
Tipp: Nutze RSI-Divergenzen und Volumenrückgänge als Hedge-Trigger
Nicht jede Welle braucht ein Hedge. Aber dort, wo die Eindeutigkeit endet und die Szenarien beginnen, ist das Hedging dein taktischer Kompass. Es erlaubt dir, innerhalb der Wellenstruktur nicht nur zu überleben, sondern zu agieren. Denn am Ende ist der Markt kein Ort für Dogmen – sondern für flexible Strategen mit klarem Plan.
Einer der größten Vorzüge (und Herausforderungen) der Elliott-Wellen-Methode ist ihre inhärente Offenheit für mehrere strukturierte Szenarien. Diese Möglichkeit zur Alternativzählung ist kein Mangel, sondern ein Merkmal professioneller Analyse. Doch sie bringt eine entscheidende Frage mit sich: Wie kann ich mehrere Zählungen gleichzeitig managen, ohne meine Positionierung aufzugeben oder ins Chaos zu verfallen? Die Antwort lautet: durch gezieltes, temporäres Hedging.
Ein erfahrener Elliott-Wellen-Trader erkennt frühzeitig, wenn mehrere Zählweisen parallel plausibel sind. Typische Beispiele:
In diesen Momenten ist ein Hedge das ideale Mittel, um sich für beide Möglichkeiten offen zu halten.
Ausgangssituation:
Dein Handlungsmodell:
Ergebnis:
Wichtig: Hedging soll nicht dazu führen, dass du in alle Richtungen gleichzeitig positioniert bist. Die Grundidee ist immer:
Kein Dauerzustand. Kein strategisches Chaos. Sondern taktische Absicherung mit Ablaufdatum.
Um fundiert entscheiden zu können, wann ein Hedge bei konkurrierenden Szenarien angebracht ist, helfen dir:
Diese Parameter helfen dir, die Gewichtung der Szenarien einzuschätzen und den Hedge intelligent, nicht reflexhaft zu setzen.
Hedging ist im Elliott-Wellen-Kontext das Mittel, um Unsicherheit zu akzeptieren und dennoch strukturiert zu handeln. Es erlaubt dir, Alternativszenarien ernst zu nehmen, ohne deine Hauptmeinung zu verraten. So bleibst du strategisch auf Kurs, auch wenn sich der Markt temporär gegen deine Prognose entscheidet. Nicht weil du zweifelst – sondern weil du die Komplexität meisterst.
Die Wirksamkeit eines Hedges ist nicht nur von der Marktstruktur abhängig, sondern auch von der Zeitebene, auf der du arbeitest. Ein Hedge, der im Positionshandel sinnvoll ist, kann im Intraday-Bereich überflüssig oder sogar kontraproduktiv sein – und umgekehrt. In diesem Kapitel erfährst du, wie du das Hedging zielgerichtet an deinen Trading-Stil anpasst.
Zeitebene: 1-Minute bis 15-Minuten-Charts
Charakteristika:
Hedging-Ansatz:
Beispiel: Du bist long im 5-Minuten-Chart, erwartest eine kleine Welle 4. Statt zu hedgen, reduzierst du Position oder gehst kurzzeitig flat.
Fazit: Daytrading verlangt meist schnelle Reaktion statt strukturiertem Hedging. Absicherung erfolgt über Positionsmanagement und Stops.
Zeitebene: 1-Stunden- bis 4-Stunden-Chart
Charakteristika:
Hedging-Ansatz:
Beispiel: Du bist long im NASDAQ, erwartest eine Flat-Korrektur als Welle 4. Du ziehst einen Short-Hedge für die Dauer der Korrektur ein und löst ihn bei Strukturbruch auf.
Fazit: Swingtrading ist die ideale Spielwiese für Hedging: strukturiert, taktisch, zeitsensitiv.
Zeitebene: Tages- bis Wochenchart
Charakteristika:
Hedging-Ansatz:
Beispiel: Du bist langfristig long im S&P 500 (ETF oder Future). In Erwartung einer mehrwöchigen Korrektur ziehst du einen strukturellen Hedge mit Optionen oder eine Short-Position im stark korrelierten Dow Jones.
Fazit: Der Positionshändler nutzt Hedging zur Kapitalerhaltung und zur taktischen Feinsteuerung – nicht zur Mikroabsicherung.
Trader-Typ | Ziel des Hedging | Typische Form |
---|---|---|
Daytrader | Absicherung bei News oder Spikes | Reversing, Flat-Gehens, Mikrohedge |
Swingtrader | Absicherung temporärer Korrekturen | Direktes temporäres Hedging |
Positionshändler | Absicherung struktureller Gegenphasen | Strukturell/korrelativ/Options-Hedge |
Wer den Wellencharakter seines Tradingstils kennt, kann Hedging so einsetzen, dass es unterstützt, nicht behindert. Denn ein Hedge ist kein Allheilmittel – sondern ein Werkzeug, das nur auf der richtigen Zeitebene die volle Wirkung entfaltet.
In diesem Kapitel wenden wir alles, was du bisher gelernt hast, ganz konkret auf ein realistisches Szenario an. Wir tauchen tief ein in einen echten Marktkontext, analysieren die Struktur, skizzieren die Entscheidungswege und setzen ein taktisches Hedge-Setup Schritt für Schritt um. Dieses Beispiel ist nicht theoretisch, sondern aus der realen Praxis eines Elliott-Wellen-Traders geboren. Es ist so aufbereitet, dass es auch Einsteiger in die Methode abholen und zur praktischen Umsetzung führen kann.
Der NASDAQ befindet sich nach einer längeren Phase der Konsolidierung in einem dynamischen Aufwärtsimpuls. Dieser wurde auf allen wichtigen Zeitebenen (z. B. 4-Stunden-Chart, Tageschart) als fünfwelliges Muster gezählt:
Du bewertest die gesamte Bewegung als fertige Welle 1 eines neuen Aufwärtstrends. Im Anschluss daran:
Wichtig: Diese Welle A ist keine zackige Korrektur, sondern impulsiv – sie ist dynamisch, mit Momentum, hoher Volatilitat und klar erkennbarer Unterstruktur. Das spricht gegen ein reines Pullback-Szenario und für eine komplexere Korrektur.
Am Ende dieser Welle A herrscht Verunsicherung: Einige Trader denken, die Korrektur sei vorbei. Andere vermuten einen größeren Trendwechsel. Du als Elliott-Wellen-Trader erkennst: Diese Abwärtsstruktur ist zu sauber, um ein zufälliger Rückschlag zu sein.
Doch jetzt beginnt der Markt zu steigen. Eine B-Welle bahnt sich an.
Die darauffolgende Aufwärtsbewegung retraced etwa 50 % der gesamten Welle A. Sie ist:
Du fragst dich:
Hier entscheidet sich alles – und hier kommt der Hedge ins Spiel.
Dieses Hoch fungiert als struktureller Widerstand und psychologischer Dreh- und Angelpunkt.
Du bist long positioniert, weil du dem bullischen Szenario eine gute Chance einräumst. Doch du willst dich gegen das Expanded-Flat-Szenario absichern.
1. Long-Position beibehalten
2. Short-Hedge vorbereiten
3. Beobachtung & Management
4. Entscheidungszeitpunkt: Reaktion am Widerstand
Szenario A: Impulsiver Ausbruch nach oben
Szenario B: Abprall vom Hoch, starke Abwärtswelle
Szenario C: False Break (Ausbruch + schneller Rücklauf)
Dieses Beispiel zeigt nicht nur, wie ein Hedge technisch funktioniert, sondern auch, wie du deine eigene Analyse mit Demut und Struktur unterstützt.
Ein Hedge ist hier kein Zeichen von Schwäche – sondern ein Ausdruck von strategischer Stärke in einem mehrdeutigen Markt.
In den nächsten Kapiteln schauen wir uns weitere Feinschliffe und psychologische Aspekte dieses Beispiels an.
Die Welle A ist im klassischen Elliott-Verständnis der erste Teil einer Korrektur und kann sowohl impulsiv als auch korrektiv auftreten. In unserem Praxisbeispiel zeigt sich die Welle A jedoch klar impulsiv – und das ist entscheidend, denn sie lässt sich dadurch deutlich von einer bloßen Zwischenbewegung abgrenzen. Ihre Struktur gibt entscheidende Hinweise auf die Tiefe der Gesamtstruktur, das Risikopotenzial und das taktische Verhalten für das Hedging.
Wird eine Welle A impulsiv ausgebildet, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich nicht nur um eine flache Korrektur, sondern um ein komplexeres Muster handelt (Flat, Zigzag oder Kombination). Ein impulsiver Charakter bedeutet:
Das bedeutet für dich: Wenn die Welle A impulsiv ist, musst du mit einer möglichen B-C-Folge rechnen. Ein Hedge wird damit sehr viel wahrscheinlicher.
Ein professioneller Elliott-Trader achtet nicht nur auf das „Gesamtbild“, sondern auf die Substruktur. In unserem NASDAQ-Beispiel zeigt sich die Welle A folgendermaßen:
Diese Welle ist nicht nur eine technische Struktur, sondern ein psychologisches Ereignis:
Gerade am Ende der Welle A entsteht oft ein emotionales Vakuum: Trader wissen nicht, ob der Abverkauf nur eine Korrektur war oder der Beginn eines Bärenmarkts. Genau hier beginnt die B-Welle – und damit auch deine strategische Vorbereitung auf das Hedge-Setup.
Im nächsten Kapitel analysieren wir die B-Welle im Detail und erarbeiten, wie du deinen Hedge ideal vorbereitest, aktivierst und wieder auflöst.
Die B-Welle ist für viele Trader eine der schwierigsten Marktphasen – nicht weil sie besonders wild wäre, sondern weil sie beruhigend wirkt, obwohl sie gefährlich ist. Im Kontext unseres NASDAQ-Beispiels spielt die B-Welle eine Schlüsselrolle. Sie kann die Marktteilnehmer in falscher Sicherheit wiegen und zum voreiligen Long-Einstieg verleiten – genau in dem Moment, in dem sich die finale C-Welle vorbereitet.
In diesem Kapitel untersuchen wir die Struktur, Wirkung und Bedeutung der Welle B in der Tiefe – und zeigen dir, wie du sie als Signal für deinen Hedge nutzt.
Je nach übergeordneter Korrekturform unterscheidet sich das Erscheinungsbild:
In unserem Szenario retraced die B-Welle etwa 50 % der impulsiven Welle A. Der Markt gewinnt langsam an Boden, ohne starke Impulse, zeigt aber:
All diese Merkmale deuten darauf hin, dass die Bewegung nicht impulsiv, sondern korrigierend ist. Sie ist nicht der Beginn einer neuen Trendwelle, sondern die Vorbereitung für einen finalen Abverkauf in Welle C.
Doch für den Elliott-Wellen-Trader ist klar:
Jetzt ist nicht der Moment für ein aggressives Long, sondern für die aktive Vorbereitung des Hedges.
Zeitpunkt: Sobald die B-Welle das 50 %-Retracement der A erreicht und die Struktur klar korrektiv bleibt
Triggerzonen für den Hedge:
Absicherungsstrategie:
Sie fordert nicht durch Geschwindigkeit, sondern durch Verführung. Wer nicht sauber strukturell denkt, wird ihre Ruhe mit Sicherheit verwechseln. Wer aber die Elliott-Wellen versteht, erkennt in der B-Welle das Fenster zur Absicherung:
„Nicht der Trader, der recht behält, hat Erfolg – sondern der, der vorbereitet ist, wenn das Falsche eintritt.“
Im nächsten Kapitel analysieren wir die C-Welle – und zeigen, wie du deinen Hedge zur Wirkung bringst oder gegebenenfalls wieder auflöst.
Die C-Welle ist die große Entscheidung. Sie bringt entweder den finalen Tiefpunkt der Korrektur – oder zeigt dir, dass dein Hedge genau zur richtigen Zeit aktiviert wurde. In ihrer Dynamik gleicht sie oft einer dritten Welle im Impuls: schnell, stark, direkt. Deshalb ist es entscheidend, vorher vorbereitet zu sein, denn wer auf eine C-Welle nur reagiert, wird von ihr oft überrollt.
In diesem Kapitel analysieren wir die Struktur, das typische Verhalten und die Hedge-Strategien im Verlauf der C-Welle. Ziel ist es, dass du kontrolliert durch die Welle navigierst, deinen Hedge profitabel machst oder bei Fehlsignal souverän reagierst.
Welle C ist:
Typischer Verlauf:
Wenn du im Bereich der B-Welle deinen Hedge vorbereitet hast (z. B. Short im NASDAQ knapp unter dem Hoch der alten Welle 1), ist nun der Moment, wo er zur vollen Wirkung kommt.
Zeitfenster | Aktion |
---|---|
C beginnt | Hedge ist aktiv, Markt dreht sichtbar |
C.1 in Fahrt | Bestätigung: Volumen steigt, Impulscharakter erkennbar |
C.2 kommt | Kein Grund zur Sorge: Erholung innerhalb des Abverkaufs |
C.3 explodiert | Du bist abgesichert und ggf. im Gewinn |
Wichtig: Du musst deinen Hedge jetzt nicht aktiv managen, sondern nur beobachten, ob sich die Struktur wie erwartet entfaltet.
Je nach deiner Primärposition (Long oder Flat) gehst du unterschiedlich vor:
Projektion (von A) | Bedeutung |
---|---|
100 % | Mindestziel, meist erreicht |
123,6 % | Häufiges Reaktionsniveau |
161,8 % | Zielzone für starke C-Wellen (insb. Expanded Flats) |
Kanaluntergrenzen | Oft Endpunkt der fünften Teilwelle |
RSI-Tiefpunkt | Kann mit C.3 oder C.5 zusammenfallen |
Diese Marken helfen dir, deinen Hedge planvoll aufzulösen.
Die Entscheidung zur Auflösung sollte strukturgetrieben sein:
Jetzt:
Wenn die B-Welle dich vorbereitet hat, zeigt dir die C-Welle, ob du professionell gearbeitet hast.
Dann bist du nicht Opfer der C-Welle, sondern ihr Reiter. Und das ist die wahre Essenz des Hedging nach der Elliott-Wellen-Methode: Unsicherheit in Souveränität zu verwandeln.
Das NASDAQ-Beispiel hat uns durch alle drei Wellen einer klassischen Flat-Struktur geführt: eine impulsive Welle A, eine trügerisch ruhige B-Welle und eine kraftvolle, oft brutale C-Welle. Du hast gesehen, wie man in jeder Phase strukturiert denkt, wie man Unsicherheiten in Handlungsräume verwandelt und wie ein Hedge nicht nur Verlustschutz ist, sondern ein strategisches Instrument zur Teilnahme an komplexen Entwicklungen.
In diesem Kapitel fassen wir die zentralen Erkenntnisse zusammen, bieten dir eine mentale Landkarte für ähnliche Situationen und zeigen dir, warum Hedging im Elliott-Wellen-Kontext keine Notlösung, sondern Ausdruck von Meisterschaft ist.
Phase | Aufgabe des Traders | Hedging-Aktion |
---|---|---|
Nach Welle 1 | Abwarten, Strukturen identifizieren | Keine Position oder passives Long |
Welle A | Impuls erkennen, korrektiv denken | Erste Vorbereitung auf möglichen Hedge |
Welle B | Mehrdeutigkeit erkennen, Struktur lesen | Hedge aktiv vorbereiten, ggf. auslösen |
Beginn Welle C | Bestätigung suchen, Hedge wirken lassen | Hedge halten, Long evtl. reduzieren |
Mitte Welle C | Tiefe Zielzonen analysieren, Reversals vorbereiten | Hedge ggf. auflösen oder Teilgewinne realisieren |
Ende Welle C | Re-Entry-Setup erkennen, neue Welle 1 vorbereiten | Hedge schließen, Umkehr handeln |
Hedging ist nicht nur Technik. Es ist ein Ausdruck innerer Reife:
Der Hedge ist kein Schutz vor Verlust, sondern eine Brücke über die Phase der Mehrdeutigkeit. Er verhindert, dass du zu früh aus dem Markt gedrängt wirst oder zu spät reagierst. Er ist dein Instrument, um weiterzudenken, während andere ausgestiegen sind.
Wenn du dieses Beispiel verinnerlicht hast, kannst du Hedging in viele andere Situationen übertragen:
Du wirst merken: Der Hedge ist nicht mehr eine Reaktion auf Angst, sondern ein Prozess deiner geistigen Klarheit. Und das ist der Weg vom Analysten zum Strategen.
Die Märkte werden niemals eindeutig sein. Doch du kannst lernen, mit dieser Uneindeutigkeit zu leben, zu handeln und zu wachsen. Hedging im Sinne der Elliott-Wellen-Theorie bedeutet: mit Struktur zu denken, in Szenarien zu fühlen und mit Verantwortung zu entscheiden.
Und genau das hast du mit diesem Praxisbeispiel begonnen.
Ein professioneller Hedge ist keine spontane Reaktion, sondern das Ergebnis eines gedanklich klaren, strukturierten Prozesses. Damit du deine Absicherungsstrategien konsequent entwickelst, auswertest und optimierst, brauchst du ein eigenes Hedge-Journal.
Dieses Journal begleitet dich von der Idee bis zur Auflösung eines Hedges – und hilft dir, die Qualität deiner Entscheidungen messbar zu machen. Es dokumentiert nicht nur das Ergebnis, sondern vor allem den Weg dahin.
Feld | Beschreibung |
---|---|
Datum / Uhrzeit | Wann wurde der Hedge gesetzt / aufgelöst? |
Instrument / Markt | Z. B. NASDAQ, DAX, EUR/USD |
Zeitebene | 15 Minuten, 1 Stunde, 4 Stunden, Tag |
Strukturelle Ausgangslage | Wo im Wellenmodell befindest du dich? (z. B. B-Welle eines Flats) |
Primärszenario | Hauptannahme (z. B. Start von Welle 3 long) |
Alternativszenario | Absicherungsgrund (z. B. mögliche C-Welle abwärts) |
Hedge-Richtung | Long oder Short |
Einstiegskurs Hedge | Preis des Hedges |
Stoppkurs Hedge | Absicherung gegen Fehlbewegung |
Zielzone Hedge | Struktur- oder Fibonacci-Ziel (z. B. 100 % der A-Projektion) |
Gesamtexposure nach Hedge | Nettoposition aus Primärtrade + Hedge (neutral? leicht bullisch?) |
Auflösungsbedingung | Wann wird der Hedge geschlossen? (z. B. Strukturabschluss C, Ziel erreicht) |
Ergebnis (P/L) | Profit / Verlust aus dem Hedge |
Lerneffekt | Was hast du gelernt? Was war gut, was optimierbar? |
Wenn du diese Broschüre digital liest, kannst du dir ein ausfüllbares PDF oder eine Excel-Vorlage herunterladen, die du direkt in deinem Trading-Workflow verwenden kannst.
Alternativ kannst du die Journalstruktur auch in Tools wie:
Ein Hedge ohne Dokumentation ist wie ein Kompass ohne Karte. Mit einem sauberen Journal gibst du deinem Trading eine strukturierte, nachvollziehbare Grundlage und entwickelst dich vom reaktiven Trader zum strategisch denkenden Navigator.
Diese Checkliste hilft dir, in wenigen Sekunden zu entscheiden, ob ein Hedge gerade sinnvoll, überflüssig oder riskant wäre. Sie stellt dir die entscheidenden Fragen in der richtigen Reihenfolge und fördert ein klares Ja-/Nein-Denken – ohne emotionale Verstrickung.
Frage | Antwort |
---|---|
Befindest du dich in einer Zone struktureller Mehrdeutigkeit? | Ja / Nein |
Gibt es ein realistisch denkbares Alternativszenario? | Ja / Nein |
Kannst du beide Szenarien mit konkreten Wellenstrukturen benennen? | Ja / Nein |
Hast du eine definierbare Hedge-Zone (z. B. Hoch/Tief der 1)? | Ja / Nein |
Kennst du das Kursziel deines Hedges (z. B. Projektion der C)? | Ja / Nein |
Ist das CRV des Hedges realistisch (Chance > Risiko)? | Ja / Nein |
Bist du mental bereit, beide Richtungen gleichzeitig zu denken? | Ja / Nein |
Wenn du 5 oder mehr Fragen mit „Ja“ beantworten kannst, ist ein Hedge mit hoher Wahrscheinlichkeit sinnvoll.
„Wenn ich mich nicht traue, meine Hauptposition zu schließen – will ich mich stattdessen mit einem Hedge absichern?“ Wenn du das klar mit Ja beantworten kannst und es strukturell begründet ist: go for it.
Im nächsten Kapitel visualisieren wir die Hedge-Entscheidung noch einmal als Entscheidungsbaum – damit du jederzeit intuitiv den nächsten Schritt findest.
Ein Entscheidungsbaum ist ein visuelles Werkzeug, das dir hilft, komplexe Situationen in einfache Ja/Nein-Wege herunterzubrechen. Im Kontext des Hedging erlaubt er dir, in kritischen Momenten schnell und strukturiert zu entscheiden – ohne dich in Emotionen oder Analyseschleifen zu verlieren.
Nutze diesen Entscheidungsbaum als mentales Trainingsmodell, um die Entscheidungspfade zu verinnerlichen – oder als Ausdruck direkt neben deinem Arbeitsplatz.
Start:
📈 Hast du aktuell eine offene Position (Long oder Short)?
→ Nein ⟶ Kein Hedge nötig. Erst Position aufbauen.
→ Ja ⟶ Weiter:
🔍 Befindest du dich in einer Phase struktureller Mehrdeutigkeit? (z. B. B-Welle, Übergang von 4 nach 5, potenzielle Flat-Konstruktion?)
→ Nein ⟶ Kein Hedge nötig. Struktur ist klar. Fokus halten.
→ Ja ⟶ Weiter:
🔀 Gibt es ein konkretes Alternativszenario mit realistischem Eintreffen? (z. B. impulsive C-Welle gegen deine aktuelle Position?)
→ Nein ⟶ Beobachten, kein Hedge nötig.
→ Ja ⟶ Weiter:
📐 Gibt es ein klar definiertes Hedge-Niveau und Ziel? (z. B. Hoch der 1 als Einstieg, Fibonacci-Ziel als Exit?)
→ Nein ⟶ Risiko zu hoch, Setup unpräzise. Kein Hedge.
→ Ja ⟶ Weiter:
💡 Bist du bereit, beide Richtungen gleichzeitig rational zu denken?
→ Nein ⟶ Besser flat gehen oder mit Stopp arbeiten.
→ Ja ⟶ HEDGE setzen.
🧭 Hat sich das Alternativszenario bewahrheitet?
→ Nein (Hedge läuft gegen dich) ⟶ Exit bei Stopp oder Strukturbruch
→ Ja (Hedge läuft im Gewinn) ⟶ Weiter:
🎯 Wurde das Zielniveau des Hedges erreicht?
→ Ja ⟶ Hedge schließen, Primärstruktur neu bewerten
→ Nein ⟶ Weiterlaufen lassen, Teilgewinn nehmen?
🔁 Hat sich eine neue Struktur gebildet, die den Hedge überflüssig macht?
→ Ja ⟶ Hedge auflösen, Position umstrukturieren
→ Nein ⟶ Hedge beibehalten bis Ziel oder Strukturbruch
Ein Entscheidungsbaum ersetzt keine Intuition, aber er verankert sie in klaren Regeln. Du bekommst ein zuverlässiges System, um in Unsicherheitsphasen handlungsfähig zu bleiben – ohne in Reaktivität oder Starrheit zu verfallen.
„Der kluge Trader trifft nicht immer die richtige Entscheidung. Aber er trifft sie rechtzeitig – und kann sie begründen.“
Im nächsten Kapitel steigen wir in die technische Umsetzung deiner Hedges ein – mit CFDs, Futures und Optionen.
Die Theorie des Hedging ist nur so stark wie ihre Umsetzung. In diesem Kapitel zeige ich dir, wie du konkret im Markt arbeitest, welche Instrumente sich für welchen Zweck eignen und welche Vor- und Nachteile die jeweiligen Produkte mit sich bringen. Denn ein guter Hedge ist nicht nur strukturell begründet, sondern technisch sauber umsetzbar.
Vorteile:
Typische Einsatzszenarien:
Risiken:
Vorteile:
Typische Einsatzszenarien:
Risiken:
Besonderheit:
Vorteile:
Typische Strategien:
Risiken:
Tipp:
In der Praxis kombinieren erfahrene Trader oft mehrere Ebenen:
So kannst du sowohl die Richtung als auch die Volatilität gezielt managen und bleibst flexibel in der Handhabung.
Der beste Hedge ist der, der zu deinem Stil, deinem Instrument und deiner Zeitebene passt. CFDs sind ideal für Taktiker. Futures sind die Präzisionsinstrumente der Profis. Optionen sind das Spielfeld der Architekten.
„Nicht das Instrument macht den Hedge perfekt – sondern die Klarheit, mit der du es einsetzt.“
Im nächsten Kapitel zeige ich dir, wie du Hedges direkt in Plattformen wie MotiveWave integrierst und dort sichtbar machst.
Ein sauber analysierter Hedge verdient eine ebenso saubere visuelle Umsetzung. Denn nur wenn du deine Absicherungen sichtbar, nachvollziehbar und in deine Chartstruktur eingebettet dokumentierst, kannst du sie auch strategisch steuern. In diesem Kapitel zeige ich dir, wie du mit Tools wie MotiveWave deine Hedge-Strategie direkt im Chart abbildest – und worauf du achten solltest.
Auch wenn du nicht mit MotiveWave arbeitest, kannst du deine Hedges professionell abbilden:
Ein Hedge beginnt im Kopf – aber er wird erst im Chart zur Taktik. Tools wie MotiveWave helfen dir, dein Denken sichtbar zu machen, strukturgetreu umzusetzen und aktiv zu steuern.
„Wer seine Szenarien nicht nur denkt, sondern sichtbar lebt, handelt auf einem höheren Level.“
Damit ist der praktische Teil abgeschlossen. Im nächsten und letzten Abschnitt folgt dein Bonus-Kapitel: Die 10 goldenen Hedge-Regeln für den Alltag.
Am Ende jeder Theorie und Praxis steht das, was bleibt: konzentriertes Erfahrungswissen. In diesem Bonus-Kapitel bekommst du zehn erprobte, verdichtete Hedge-Regeln, die dich im Alltag begleiten und daran erinnern, wie du professionell mit Unsicherheit umgehst.
Diese Regeln stammen aus der realen Welt des Elliott-Wellen-Tradings – dort, wo Mehrdeutigkeit Alltag ist und Entscheidungsfähigkeit das Kapital eines Traders bildet.
„Ein Hedge ist kein Notausgang, sondern eine strategische Fluchtlinie.“ Plane zuerst dein Primärszenario. Dann erst das Alternativszenario.
„Absicherung ist kein Ausdruck von Angst, sondern von Klarheit.“ Ein guter Hedge denkt weiter, nicht rückwärts.
„Ein Hedge ohne Ziel ist kein Schutz, sondern ein Fremdkörper.“ Definiere Einstieg, Ausstieg, Auflösung.
„Ein Hedge ist kein Pflaster für gebrochene Disziplin.“ Nicht hedgen, weil du den Einstieg versemmelt hast. Sondern, weil du Szenarien managen willst.
„Was du nicht siehst, wirst du nicht diszipliniert führen.“ Nutze Tools, Farben, Labels, Ebenen – Sichtbarkeit schafft Bewusstsein.
„Der Exit ist der Punkt, an dem der Hedge seinen Sinn verloren hat.“ Zielbereich erreicht? Struktur gebrochen? Dann raus.
„Struktur vor Richtung. Wenn du gegen die Welle arbeitest, verliert auch der beste Hedge.“ Strukturanalyse ist die Basis deines Schutzes.
„Ein Hedge ist ein Taxi, kein Wohnsitz.“ Nutze ihn für den Übergang, nicht als Dauerlösung.
„Ein Hedge ist kein Kontrahent, sondern ein Mitspieler im Ensemble.“ Betrachte sie als System, nicht als Einzelakte.
„Nur weil es ein Hedge ist, verdient er keine Nachlässigkeit.“ Nutze denselben Sorgfaltsgrad: Risiko, CRV, Timing, Technik.
Diese zehn Regeln sind keine Dogmen – sie sind Erfahrungsanker. Wenn du sie präsent hast, wirst du merken: Du handelst weniger impulsiv, aber entscheidungsfreudiger. Du wirst ruhiger im Chaos und klarer im Nebel.
Denn am Ende ist der beste Hedge nicht der, der dich nur schützt – sondern der, der dich in deiner Mitte hält, während der Markt sich entfaltet.
Frank Schuh ist Betreiber und Chefanalyst von elliottwaver.live. Mit über drei Jahrzehnten Erfahrung im professionellen Börsenhandel, stieg er bereits im Jahr 1992 in dieses spannende Feld ein. Seit 2005 fokussiert er sich exklusiv auf die revolutionäre Elliott-Wellen-Methode und gilt als unangefochtener Experte in Deutschland.
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Die Präsentation aller auf elliottwaver.live erscheinenden Handelsstrategien oder die genannten Zielbereiche der Kurse in den Märkten beinhalten in keinem Fall eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Derivaten.
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Der Handel mit Futures und Devisen birgt erhebliche Risiken und ist nicht für jeden Anleger geeignet. Ein Anleger könnte möglicherweise die gesamte oder mehr als die ursprüngliche Investition verlieren. Risikokapital ist Geld, das man verlieren kann, ohne seine finanzielle Sicherheit oder seinen Lebensstil zu gefährden. Nur Risikokapital sollte für den Handel verwendet werden, und nur wer über ausreichend Risikokapital verfügt, sollte den Handel in Betracht ziehen. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist nicht unbedingt ein Indikator für zukünftige Ergebnisse. Offenlegung der hypothetischen Wertentwicklung: Hypothetische Performance-Ergebnisse haben viele inhärente Einschränkungen, von denen einige unten beschrieben werden. Es wird keine Zusicherung gemacht, dass ein Konto ähnliche Gewinne oder Verluste wie die gezeigten erzielen wird oder wahrscheinlich erzielt; In der Tat gibt es häufig große Unterschiede zwischen hypothetischen Performance-Ergebnissen und den tatsächlichen Ergebnissen, die später durch ein bestimmtes Handelsprogramm erzielt werden. Eine der Einschränkungen der hypothetischen Performance-Ergebnisse ist, dass sie im Allgemeinen im Nachhinein erstellt werden. Darüber hinaus ist der hypothetische Handel nicht mit einem finanziellen Risiko verbunden und keine hypothetische Handelsbilanz kann die Auswirkungen des finanziellen Risikos des tatsächlichen Handels vollständig berücksichtigen, zum Beispiel die Fähigkeit, Verluste zu verkraften oder trotz Handelsverlusten an einem bestimmten Handelsprogramm festzuhalten, sind wesentliche Punkte, die auch die tatsächlichen Handelsergebnisse negativ beeinflussen können. Es gibt zahlreiche andere Faktoren, die mit den Märkten im Allgemeinen oder mit der Umsetzung eines bestimmten Handelsprogramms zusammenhängen und die bei der Erstellung hypothetischer Handelsergebnisse nicht vollständig berücksichtigt werden können.